Bunt, laut, schrill: Werbung und Marketing sind in der Regel ein Fall für Augen und Ohren. Sie setzen Düfte als Marketingmittel ein. Welchen Vorteil hat Duft gegenüber anderen Mitteln, um Aufmerksamkeit zu erzeugen?
Duft rundet den jeweiligen Auftritt ab. Weiterhin ist die Optik dominierend, aber was nützt das schönste Model, wenn es nach Achselschweiß riechen würde? Also unterstützen wir mit Duft Atmosphären, so dass man Unternehmen oder den POS auch gut riechen kann. Duft erzeugt dabei direkt Bilder und wirkt emotional. Aber keine Angst. Das hypnotische, willenlose Einkaufen funktioniert nicht so, wie oft befürchtet. Allerdings fühlen wir uns in einer gut duftenden Atmosphäre wohler und so kommt es zu einer besseren Beurteilung von Unternehmen oder Waren. Man könnte sagen, die olfaktorische Stilberatung ist jetzt nicht nur für Menschen, sondern auch für Unternehmen legitim. Dabei helfen wir.
Viele Menschen verbinden einen Duft mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit oder einer anderen Lebensphase. Wie nutzen Sie diesen Effekt?
Dieser Effekt ist zwar da, wird aber am meisten therapeutisch genutzt. Natürlich können Weihnachtsgewürze uns zurück zu vergangenen Festtagen führen. Dann laufen Erinnerungen wie ein innerer Film ab. Oft aber sind die nötigen Duftstoffe sehr spezifisch und wenn sie nicht gerade etwas mit Nahrung zu tun haben, wie zum Beispiel das alte Klassenzimmer mit Holzbank, Kreidetafel und dem Geruch von Tinte aus dem Schulfüller – dann sind sie Kompositionen eines Parfumeurs und somit Sonderkompositionen. Wir überschreiben gelernte Düfte auch oft mit neuen Erfahrungen. Daher versucht das Marketing heute eher neue Verknüpfungen über Bild, Sound und Duft zu bilden, als Erinnerungsgerüche nachzustellen. Sie selbst kennen noch den berühmten Penatenduft aus der Kindheit, aber eine jetzt zwanzigjährige Mutter kombiniert schon andere Düfte zum Thema Baby Frau Barlen-Herbig ;-)))
Gibt es einen Duft, der bei allen Menschen gut ankommt?
Das kommt natürlich auf das Thema an. Generell haben aber Citrusdüfte eine sehr hohe Akzeptanz. Inzwischen auch nicht mehr alle, denn viele wurden schon in Weichspülern und Reinigungsmitteln missbraucht. Aber ein Blutorangenduft kommt beispielsweise bei vielen gut an. Man spricht hier von ca. 90 Prozent. Einen generell positiven Duft wie in dem Roman „Das Parfum“ (Armor und Psyche) gibt es so aber nicht. Das kommt immer auf das Thema und das Zusammenspiel mit den anderen Sinnen an. Selbst die Versuche Pheromone in die Parfums einzubauen, hat nur umstrittenen Erfolg.
Und auf welchen Duft reagieren viele ablehnend?
Ablehnend sind wir natürlich gegenüber Übelgerüchen wie z.B. Rauch, Fäkalien, Benzin und Abfall . Auch werden viele Billigduftkompositionen immer häufiger abgelehnt. Die gute Nachricht ist, dass wir inzwischen sehr viele Gerüche mit natürlichen Mitteln beseitigen können. Da kommen die Enkel dann die Oma im Seniorenheim wieder öfter besuchen, weil es nicht mehr nach Pippi riecht. Hier gilt für die Beduftung die gleiche Regel wie im Alltag: Bevor man sich parfümiert, sollte man sich waschen. Daher werden inzwischen häufig Luftreinigungen installiert, diese gehen einer guten Beduftung oft voraus. Der Wunsch nach angenehmer Luftatmosphäre macht eine sehr gute Entwicklung und erzeugt auch schon Wohlbefinden.
Sie haben einmal die Idee der „duftenden Website“ entwickelt – werden Gerüche irgendwann einmal auch durch Fernseher, Telefon und Computer verbreitet werden?
Solche Meldungen gibt es immer wieder. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten sollte man ja wohl auch nie „nie“ sagen… aber im Gegensatz zu Optik und Akustik haben wir es hier mit einer komplexen chemischen Struktur zu tun. Daher wird eine rein elektronische Übermittlung nicht möglich sein. Auch das Identifizieren von Düften erfolgt im Riechorgan über eine unzählig große Anzahl von elektrischen Impulsen. Diese ist mit den jetzigen Mitteln nicht reproduzierbar. Alles, was bisher entwickelt wurde braucht Trägermaterialien für die Düfte und Impulse, um sie freizusetzen. Auch unsere duftende Homepage funktioniert sehr charmant auf einem ähnlichen Prinzip.
Herr Barwinske, vielen Dank für das Gespräch!